Dienstag, 28. März 1989
Dienstag, 28. März 1989
Trauer Horst Fritzsche
Horst Fritzsche, geb. 15.10.1925, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande,
gestorben am 28.03.1989
Ein Freund ging von uns..
Mit großer Trauer möchten wir als Mitglieder und Freunde des Gehörlosen-Kreisvereins Iserlohn unserer Verpflichtung nachkommen, mitzuteilen, dass unser sehr verehrter Kamerad Horst Fritzsche am 28.03.1989 im Alter von 63 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben ist.
Horst Fritzsche hatte nicht nur die Wertschätzung aller Gehörlosen; er war ein Freund aller Behinderten und Menschen, die täglich um ihn waren. Uns Gehörlosen stand er seit fast 40 Jahren als Dolmetscher und Berater stets und unermüdlich zur Seite. Im Folgenden möchten wir als kleines Zeichen unseres Dankes versuchen, seinen Lebensweg zu schildern, auf dem er sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Gehörlosen in allen Lebenslagen beizustehen und in der Öffentlichkeit das Verständnis und die Anerkennung für alle Gehörlose zu fördern.
Horst Fritzsche besuchte trotz schweren Hörschadens 6 Jahre die Volksschule in seiner Heimatstadt Plauen/Vogtland und von 1939 bis 1941 die Staatl. Schule für Hörgeschädigte in Dresden. Dort erlernte er auch die Gebärdensprache. Nach seiner Lehrzeit als techn. Zeichner geriet er 1944 in Straßburg in französische Gefangenschaft und wurde nach seiner Freilassung 1946 im Sauerland ansässig. Seit 1949 war er Iserlohner Bürger. Er heiratete 1952 unsere Kameradin Erika Heinemann und bekam 3 Söhne. Der 2. Sohn Olaf ist gehörlos. Seit 1976 war er Mitglied im Behinderten-Beirat des Märkischen Kreises und vertrat dort unsere Interessen. Durch seine Mitarbeit als Dolmetscher war es möglich, in Iserlohn zahlreiche Abendkurse für Gehörlose durchzuführen. Auf Anregung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und Zusammenarbeit mit dem Sozialamt der Stadt Iserlohn unterstütze er die Einrichtung von Gebärdenkursen an der Familienbildungsstätte in lautsprachbegleitender Gebärde.
In Anerkennung und Würdigung seiner besonderen Verdienste, insbesondere in der Gehörlosenarbeit - wurde ihm vom Bundespräsidenten am 22.09.1986 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Herr Minister Einert überreichte es ihm in einer Feierstunde im Foyer des Rathauses Iserlohn. In Hochachtung vor seinen großen menschlichen Qualitäten sprach er Worte des Dankes und bekundete sein Verständnis für die besondere Lebenssituation der Gehörlosen. Er verband damit auch seine guten Wünsche für das damals bevorstehende 80-jährige Jubiläum des Gehörlosen-Kreisvereins Iserlohn. Horst Fritzsche wünschte noch viele Jahre weiteren gedeihlichen Schaffens für und mit seinen gehörlosen Freunden.
Wir bedauern zutiefst, einen wahren Freund verloren zu haben. Er wird uns immer unvergessen bleiben. Sein Vorbild wird uns nun Verpflichtung sein, in seinem Sinne miteinander zu leben. Herzlichen Dank, lieber Horst!
Harry Bischof / Birgit Schmale
Horst Fritzsche ist der Träger des Bundes-verdienstkreuzes am Bande.